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Montag, 30.01.2023

125 Jahre Weingärtnergenossenschaft Markelsheim

 Weinkönigin Sophia Lehr zeigte sich sicher, dass der Weingärtner eG eine gute Zukunft bevorsteht.
Weinkönigin Sophia Lehr zeigte sich sicher, dass der Weingärtner eG eine gute Zukunft bevorsteht.
 In fünf Blöcken blickte Vorstand Michael Schmitt auf die 125-jährige wechselvolle Geschichte der Genossenschaft zurück.
In fünf Blöcken blickte Vorstand Michael Schmitt auf die 125-jährige wechselvolle Geschichte der Genossenschaft zurück.
 Gebannt verfolgten Mitglieder und Mitarbeiter beim Jubiläumsauftakt die Foto- und Filmvorführungen.
Gebannt verfolgten Mitglieder und Mitarbeiter beim Jubiläumsauftakt die Foto- und Filmvorführungen.

Dass Markelsheim heute solch ein quicklebendiger und beliebter Wein- und Erholungsort ist, verdankt der größte Mergentheimer Stadtteil nicht zuletzt dem Weitblick und klugen Entscheidungen früherer Weinbau-Generationen. Dies wurde beim Rückblick auf 125 Jahre Weingärtnergenossenschaft deutlich. Der Jubiläumsauftakt am exakten Gründungsdatum 30. Januar war Mitgliedern und Mitarbeitern gewidmet.

Gut 200 Gäste kamen am Montag in der alten Kelterhalle zu einem genussvollen und unterhaltsamen Abend zusammen. Keine Honoratioren, sondern die Hauptakteure der Genossenschaft waren eingeladen. Darunter neben der amtierenden Weinkönigin Sophia Lehr etliche ihrer Vorgängerinnen, die nicht nur die Mitgliedschaft besitzen, sondern nach wie vor Botschafterinnen für den Markelsheimer Wein sind. Mit dabei auch Joseph Staudt, seit 60 Jahren eigenständiges Mitglied und viele Jahre Vorstand, der Zeit seines Lebens und damit einen großen Teil der 125 Jahre dem Weinbau verbunden ist. Oder Bernhard Haag, 37 Jahre Geschäftsführer bis 2012, der ebenfalls schon die Jubiläen zum 75- und 100-jährigen Bestehen aktiv miterlebte.

Erinnerungen geweckt

Der Rückblick auf die wechselvolle Geschichte der Genossenschaft wurde untermalt von auf große Leinwände geworfene Fotos, welche den Wandel der Weinlandschaft Markelsheims und der Mitgliedsgemeinden, sowie manches bekannte Gesicht zeigten und viele Erinnerungen weckten. Besondere Aufmerksamkeit wurde einer Filmrarität aus den 1960er-Jahren geschenkt. Das aufwendige Beheizen der Weinberge war damals auf Zelluloid gebannt worden und die Aufnahmen, die einige Mitglieder des „Öfelesvereins“ während und nach der Arbeit zeigten, sorgten für Heiterkeit.

Vorstand Michael Schmitt gliederte seinen Vortrag über die 125 Jahre in fünf Abschnitte und dankte eingangs all jenen Mitgliedern, die mit Bildern und Unterlagen beigetragen haben. Zwischen den Kapiteln gab es feine Speisen von der Krone Niederstetten und natürlich gute Tropfen des Hauses, wobei die WG-Mitarbeitenden das Catering tatkräftig unterstützten. Für die passende musikalische Umrahmung sorgte das Duo "Swing Two" mit den Saxophonisten Frank Mittnacht und Peter Lesch.

Mutiger Schritt

Ohne den mutigen Schritt der Weingärtner vor 125 Jahren gäbe es heute keinen Weinbau mehr in Markelsheim, würdigte Michael Schmitt die Pionierleistung der früheren Generation. Die vielen Mitgliedsfamilien, die seit jeher die Genossenschaft tragen und weiterführen, hob Weinkönigin Sophia hervor. „Das ist es, was uns ausmacht“, sagte sie und wies dabei auch auf die junge Winzer-Generation hin, „die uns stärkt“. In Verbindung mit dem agilen und dynamischen Weinbauverein dankte sie allen ehrenamtlich und aktiv für den Weinbau engagierten Menschen: „Die 125 Jahre sind euer Verdienst – lasst euch feiern!“

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Weinbau in Markelsheim wohl am ausgedehntesten. Jeder Berg und Hügel rund ums Dorf war mit Reben bepflanzt, berichtete Ortschronist Konrad Seifriz. Jeder Markelsheimer hatte ein Stück Weinberg, produzierte im Schnitt etwa 1000 Liter Wein. Kundschaft war die Gastronomie, von deren Zuspruch allerdings auch die Einnahmen der Winzerfamilien abhingen. Die Pflanzenkrankheit Peronospera sorgte Ende des 19. Jahrhunderts für den rapiden Rückgang des Weinbaus.

Genossenschaftsvereinigungen als Triebfedern

Während die Metropolen von wirtschaftlicher und industrieller Dynamik geprägt waren, wirkten in den zunächst noch rückständigen ländlichen Regionen die Genossenschaftsvereinigungen als Triebfedern der Entwicklung. In Markelsheim waren es die Weingärtner, die den Gedanken Raiffeisens aufnahmen und sich zunutze machten. Am 30. Januar 1898 gründeten sie unter Vorsitz von Schultheiß Josef Leiser im Löwensaal ihre Vereinigung. Vorbild war übrigens die vier Jahre zuvor gegründete Winzergenossenschaft Beckstein. Der Bau des Keltergebäudes – auch hier war Beckstein Vorbild – wurde noch in der Gründungsversammlung beschlossen und alle Mitglieder wurden zur Arbeitsleistung verpflichtet.

Nach zwei Jahren war die Mitgliederzahl bereits auf über 100 angewachsen. Die Erträge der ersten Jahre schwankten stark zwischen wenigen tausend bis zu 70 000 Litern. Der 1. Weltkrieg und die folgende Geldentwertung unterbrach das Aufstreben der Genossenschaft, das Peronospera-Jahr 1924 sorgte für zusätzliche Probleme und ohne rechtzeitigen Pflanzenschutz kamen die Weingärtner nicht mehr aus. Wegen allgemein großer Geldnot wurde im Lochnersaal der Wein versteigert und Konrad Seifriz notierte: „Es steht mit unseren Weinbergen nicht gut.“

Weiterer Aufbau und Scheideweg

Ab 1930 wurde der Vertrieb stärker angekurbelt. Die Weinwerbung pries den Markelsheimer als „außerordentlich bekömmlichen Markelsheimer Naturwein, dessen Genuss keine unangenehmen Folgen hinterlässt“. 1935 wurden Flaschenabfüllmaschinen angeschafft. Der Liter Wein kostete damals eine Reichsmark. 1937 legte das nationalsozialistische Regime die Weinpreise fest, wobei Genossenschaften 70 bis 80 Mark pro 100 Liter verlangen durften, Selbstvermarkter nur 60 bis 70 Mark.

Im 2. Weltkrieg wurde der Wein kontingentiert. Zum ersten Mal kamen in größerem Umfang Frauen zur Genossenschaft und setzten die Mitgliedschaft für ihre im Krieg gefallenen Männer fort. Erstmals führte damals mit Thekla Mittnacht auch eine Frau die Geschäfte. 1945 und 1946 blieb die Kelter geschlossen, 1947 trat die Genossenschaft der Württembergischen Weingärtner-Zentralgenossenschaft bei und am 1. Februar 1948 wurde im Gründungslokal, dem Löwensaal, 50-jähriges Bestehen gefeiert.

Die komplette 1949-er Weinernte fiel dem Nachtfrost des 11. Mai zum Opfer. Die Genossenschaft stand am Scheideweg. Große Investitionen waren nötig, um den technischen Betrieb modernen Anforderungen anzupassen. Wieder trat der Pioniergeist zutage: Ein Neubau wurde geplant, eine eigene Rebschule gegründet und der damalige Bürgermeister Erich Riehle initiierte die Rebumlegung am Tauberberg, die – von Bund und Land gefördert – ein beispielhaftes Projekt für den deutschen Weinbau werden sollte. So war die Rebflurbereinigung das zur damaligen Zeit größte derartige Verfahren in der Bundesrepublik. Michael Schmitt ist sich sicher: „Ohne das Engagement Riehles gäbe es heute in Markelsheim keinen Weinbau mehr.“

Fusionen vergrößern Fläche und Mitgliederzahl

Als Vorläufer des Weinfestes gab es 1955 in der Kelterhalle eine Feier mit Aufführung der Operette „Winzerlisl“. 1959 wurde die Betriebsgenossenschaft Tauberberg – der Öfelesverein – zur Beheizung der Weinberge in Frostnächten gegründet. 100 000 Kilo Trauben konnten so gerettet werden. Es war der größte Herbst seit acht Jahren und in der Folge wurden die Kapazitäten im Keller deutlich ausgeweitet und erstmals auch Stahltanks angeschafft. Als Vorgängerin der Markelsheimer Weinhoheiten wurde Gertrud Leiser 1962 zur ersten Taubergründer Weinprinzessin gewählt. Der Versuch, 1966 auch Markelsheimer in Bocksbeutel abzufüllen, endete vor Gericht. Danach wurde der Wein wieder auf Schlegelflaschen gezogen.

In den Folgejahren wurden die Weinberge der Klinge flurbereinigt, der heutige Verkaufsraum, der Winzersaal und ein Flaschenlager wurden angebaut. 1972 kam Weikersheim zur Genossenschaft und 1973 wurde in der Turnhalle die 75-Jahr-Feier gehalten. Nach drei Jahren Flurbereinigung in Schäftersheim wurde 1976 das neue Kelterhaus gebaut und die Fusion mit Niederstetten und Vorbachzimmern vergrößerte nicht nur die Markelsheimer WG weiter, auch die Sortenvielfalt nahm in diesen Jahren enorm zu. 1989/90 wurde das neue Flaschenlager gebaut, 1998 blickte man auf 100 Jahre Genossenschaft zurück.

Die letzten 25 Jahre beschrieb Michael Schmitt als Zeit des permanenten Wachstums. Von 1998 bis heute stieg die Rebfläche von 120 auf 190 Hektar an, aus welcher pro Jahrgang Trauben für rund 1,5 bis zwei Millionen Liter Wein wachsen. Im Jahr 2000 fusionierten die Laudenbacher Weingärtner mit der WG Markelsheim, die unbeschadet aus der Konzentrationswelle hervorging und heute zu den 17 noch verbliebenen eigenständigen Württemberger Weingenossenschaften zählt.

Der Weinbau der Zukunft, so Schmitt, „wird noch ökologischer, noch mehr digitalisiert und weiter mechanisiert.“ Die weitere Anpassung an den Klimawandel werde neue Rebsorten hervorbringen und eine engere Vernetzung mit Gastronomie, Tourismus und örtlichen Vereinen sei angesagt. „Ohne die WG ist Weinbau in Markelsheim nicht vorstellbar“, rief Schmitt Mitgliedern und Mitarbeitenden zu, „und ohne euch keine WG!“

Das ganze Jahr über wird mit mehreren Veranstaltungen das Jubiläum in Markelsheim gefeiert, unter anderem mit einer öffentlichen Feier und mit dem Weinfest.

Die Vorstände der Weingärtnergenossenschaft:

1898 – 1916: Johann Kimmelmann
1916 – 1921: Alois Pickel
1921 – 1935: Johann Metzger
1935 – 1941: Johann Reinhardt
1941 – 1948: Alois Schmitt
1948 – 1958: Josef Leiser
1958 – 1970: Anton Metzger
1970 – 1977: Eugen Braun
1977 – 1981: Michael Beck
1981 – 1987: Josef Staudt
1987 – 1995: Theo Braun
1995 – 2018: Karl Schieser
Seit 2018: Michael Schmitt


Samstag, 21.01.2023

Musikkapelle Markelsheim begeistert mit ihrem Jahreskonzert

Als großer Klangkörper mit großem musikalischen Potential begeisterte die Musikkapelle Markelsheim bei ihrem Jahreskonzert unter Leitung von Stephan Deppisch. Konzertante Titel verschiedener Genres von Marsch- bis Filmmusik wurden am Samstagabend geboten. Als Solisten glänzten Benedikt Mika, Jochen Popp, Vorsitzende Verena Hüttl und Kai Kimmelmann. Die Volks- und Winzertanzgruppe sorgte für gute Bewirtung. Atmosphärische Akzente setzten Moving Heads und Kunstnebel. Mit großem Beifall dankte das Publikum für die Darbietung.


Tourismusverein Markelsheim
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